Senioren besuchen Biologiezentrum

Das Schulbiologiezentrum der Stadt Hannover ist ein regionales Bildungszentrum für Natur und Umwelt. Es umfasst insgesamt vier Einrichtungen: 1. Botanischer Schulgarten Burg, 2. Botanischer Schulgarten Linden, 3. Freiluftschule Burg, 4. Zooschule.

Im Biologiezentrum werden Auszubildende zu Staudengärtnern und Lehramt-Studenten in ihrer Referendarzeit zu Lehrern ausgebildet. Eine Besonderheit ist die zentrale Leih- und Lieferstelle. Die Lehrer aller Schulen können aus einem „wachsenden Angebot“ Material aussuchen und selber abholen.

Unsere Führung mit dem Lehrer Jörg Ledderbogen begann im Unterrichtsgewächshaus (Tropenhaus). Auf 200 Quadratmetern bietet der „Dschungel zum Anfassen“ vielfältige Eindrücke von Lebensbedingungen in tropischen Klimazonen. Man bekommt eine Ahnung, wie groß Zimmerpflanzen in Wirklichkeit werden können. Der uns führende Lehrer teilte uns seine Sorgen über den Pilz- und Schädlingsbefall etlicher Pflanzen mit.

Der Weg führte uns zum Garten für Genetik, Züchtung und Evolution. Kein Teilgebiet der Biologie beschäftigt die Menschen zu Beginn des 21. Jahrhunderts so, wie die Genetik: Gentechnik, Genetik, Gen-Labore, gentechnisch veränderte Getreidesorten, Lebensmittel, Klone und Mutanten und Dinosaurier, „wieder auferstanden“ im Jurassic Park.

Anhand von verschiedenfarbigen Sorten Tagetes wurden die „Mendelschen Vererbungsgesetze“ erläutert. Die Gattung wurde nach dem etruskischen Halbgott „Tages“ benannt. Interessant war auch eine Züchtung und Kreuzung eines Goldregenbusches mit einem rötlichen Rosenginster. An diesem Busch blühten die Dolden des „Goldregens“ rötlich. An den Zweigen wuchs an bestimmten Stellen der Ginster heraus. Man bezeichnet eine solche Züchtung eine „Chimäre“. Das Wort steht für ein Fabelwesen, ein feuerspeiendes Ungeheuer aus der griechischen Mythologie. Es entspricht der Bedeutung eines Hirngespinstes oder Trugbildes. So kann man unseren gekreuzten „Goldregen“, der keiner ist, auch mit dem beschriebenen Fabeltier vergleichen – also eine Chimäre.

Wir erfuhren von der Züchtung des sogenannten Strandkohls als Urpflanze. Der gewöhnliche Meerkohl wird als Wildgemüse gesammelt. In England (seit Mitte des 18. Jahrhunderts) und Frankreich wird Meerkohl als Gemüsepflanze angebaut. Allerdings gedeiht er im Binnenland weniger gut. Dennoch haben die Menschen daraus die verschiedenen Kohlsorten gezüchtet. Zum Beispiel den krausblättrigen Grünkohl, den Blumenkohl, den Weißkohl, den Rosenkohl oder auch den Kohlrabi, eine „gestauchte“ Kohlsorte.

Herr Ledderbogen erwähnte den Kreationismus (von lat. creatio „Schöpfung”). Der Kreationismus ist der Auffassung, dass das Universum, das Leben und der Mensch durch einen unmittelbaren Eingriff eines Schöpfergottes in natürliche Vorgänge entstanden sind. Der Kreationismus soll mit der wörtlichen Interpretation der Heiligen Schriften der abrahamitischen Religionen (insbesondere das 1. Buch Mose) begründet werden. Danach besteht die Erde nur ca. 6000 Jahre und alle Dinge sind „im Nu“ von Gott geschaffen.

Im Apothekengarten lernten wir einige Teemischungen kennen. Es handelte sich um verschiedene Kreuzungen von Minze. Die Abgrenzung der Arten ist schwierig, denn sie neigen dazu, natürliche Hybriden (Bastarde) zu bilden. Man unterscheidet zum Beispiel die Acker-Minze, die Wasser-Minze, die Mentha-Minze usw. Die Minzen sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Lippenblütengewächse. Alle daraus hergestellten Tees können bedenkenlos getrunken werden. Die meisten der etwa 20 bis über 30 Arten sind in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel beheimatet; auf der Südhalbkugel kommen nur wenige Arten vor.

Im Apothekengarten wird auch Topinambur gezüchtet, ein Gemüse, welches kartoffelartige Knollen bildet und für Diabetiker geeignet ist, weil es weniger Zucker enthält. Dieser Gartenbereich wird auch vom Apothekerverband finanziert. Der Garten dient auch zur Ausbildung von Apothekenhelferinnen und Lehrer in der Referendarzeit.

Dazu kam eine Fülle von Fragen auf: Sind Gewürzpflanzen Heilpflanzen? Sind Tollkirschen Gift- oder Heilpflanzen? Wie müssen die Tabletten „verpackt“ sein, damit sie im Körper wirken? Was ist eine Verdornung? Was sind Arten, Sorten, Kreuzungen, Züchtungen etc.? Wie ähnlich sind sich Menschenrassen? Wie ähnlich sind Menschen und ihre nahen Verwandten, die Schimpansen (98,5% genetische Übereinstimmung)?

Im Wald erblickten wir ein großes Bärlauchfeld. Diese Pflanze wird bei der Zubereitung von Speisen als guter Ersatz für Knoblauch verwendet.

Unser Weg führte durch den Farbgarten, Duftgarten und den Sinnesgarten. Es gab eine Fülle von Themen. Zum Schluss erreichten wir den Garten für Insekten. Er zeigt Futterpflanzen und Nisthilfen für Ameisen, Hummeln, Käfer, Solitärbienen (diese Wildbienen sind sehr wichtig bei der Befruchtung von Obstblüten geworden) und die Schmetterlinge. Das Hauptgewicht dieses Themengartens liegt auf der Imkerei und der Bienenkunde.

Wir entdeckten die Bienenkönigin (mit einem leuchtenden Rückenschild) und erfuhren bei dieser Gelegenheit, dass es hier vor einiger Zeit ein sehr aggressives Bienenvolk gab. Damit die Bienen wieder friedlich wurden, musste eine neue Bienenkönigin gekauft werden. Die alte Königin wurde getötet.

Unser Weg führte weiter am Gemüsegarten vorbei in Richtung Hinterausgang, Gutsweg.

Am Nebenausgang verabschiedeten und bedankten wir uns für die spannende, zweistündige Führung. Wir waren sehr beeindruckt über die Fülle und Vielfalt der Themen und wurden von Herrn Ledderbogen aufgefordert, gern einmal allein den Schulgarten zu den Öffnungszeiten zu besuchen. Der Nachmittag klang aus mit einem Beisammensein in der 100 Meter entfernten Vereinsgaststätte Herrenhausen-Burg bei Kaffee und Kuchen an einem liebevoll, geschmackvoll gedeckten Tisch.

M. S.